Vom Leben getragen - Für eine lebendige Bestattungskultur

  • Ajana Holz
Vom Leben getragen - Für eine lebendige Bestattungskultur

Angesprochen hat mich der Titel: "Vom Leben getragen". Interessant für ein Buch, in dem es um Bestattung, also den Tod geht.

Dass Leben und Tod zusammengehören, ist eine der Kernaussagen der Autorin Ajana Holz, selbst Bestatterin mit Leib und Seele. In fast jedem Kapitel weist sie darauf hin, dass in unserer Gesellschaft ein Umdenken erforderlich ist hin zur Integration des Sterbens und aller damit verbundenen Aspekte. "Eine lebendige Bestattungskultur", der zweite Teil des Buchtitels, macht deutlich, dass es a) eine Bestattungskultur gibt bzw. geben kann und b) dass diese nicht dunkel und traurig sein muss, sondern bunt und voller Leben. Welch ein Wandel im Denken unserer Zeit!

Das Buch beginnt mit einer sehr schönen Einführung: "Mit unserer Liebe für die Toten ..." Ich begrüße diese liebevolle Sichtweise auf die Verstorbenen sehr und in jeder Zeile des Buches wird deutlich, mit welch großem Herz die Autorin sich ihrer Aufgabe widmet. Es geht ihr nicht darum, die Menschen "unter die Erde zu bringen", sondern das Ende ihres Lebensweges achtsam zu begleiten und den Verstorbenen einen würdevollen Abschied zu ermöglichen. Gleichermaßen respektvoll betrachtet Ajana Holz die Angehörigen und Hinterbliebenen und betont, dass die Zeit zwischen Tod und Bestattung wichtig ist für das Abschiednehmen und den Trauerprozess. Diese Zeit darf mehr gewürdigt und aktiv gestaltet werden, um zu einem bewussten Umgang mit Tod und Sterben beizutragen.

Sehr überrascht hat mich das Kapitel "Hebamme für die Toten", denn der Begriff der Hebamme ist in unserem Sprachgebrauch für die Geburt eines Kindes vorgesehen. Doch auch das Sterben ist ein Übergang und ein/e Bestatter/in ist in gewisserweise das, was Ajana Holz eine/n Übergangsbegleiter/in nennt. Ja, eine Art Hebamme für den Übergang in ein anderes Sein, von dem wir alle wenig Vorstellung haben. Wie tröstlich, diesen Weg nicht alleine gehen zu müssen.

Die Autorin widmet in ihrem Buch ein ausführliches Kapitel der Tatsache, dass durch die Hexenverbrennung in früheren Zeiten viel Wissen um Geburt und Tod verloren gegangen ist. Das machte mir bewusst, wie eng das Weibliche mit Geburt UND Sterben verbunden ist. Und welch kraftvolle Wesen Frauen sind. Das schwache Geschlecht? Mitnichten. Stark auf eine andere Art als Männer. Es ist an der Zeit, dass das Männliche und das Weibliche ihre unterschiedlichen Kräfte miteinander verbinden zu einer Einheit frei von Kampf und Unterdrückung. Insofern gliedert sich das Buch sehr in die aktuelle Zeitqualität, bei der es u.a. um die Augenhöhe zwischen Mann und Frau geht.

Des weiteren enthält das Buch sehr viele Informationen über Riten und Gebräuche, nicht nur in unserer europäischen, sondern auch in fremderen Kulturen. Die Autorin beschreibt anschaulich deren Ursprünge, aber auch ihre Entwicklung und teilweise Rückentwicklung hin zu einer Abspaltung des Todes vom Leben. Wie viel Kraft könnten wir durch den bewussten Umgang mit dem Sterben entwickeln, wenn wir das Thema nicht abspalten sondern integrieren würden!?

Ajana Holz zeigt in vielen persönlich erlebten Beispielen, wie der Tod zum Leben gehören und wie bereichernd diese Erfahrung sein kann. Zum Schluss erhält der/die Leser/in einen sehr guten Überblick über die gesetzlichen Regelungen, aber auch über die Möglichkeiten Tod und Bestattung selbst zu gestalten.

Meine Empfehlung hat dieses Buch definitiv aufgrund der Hingabe der Autorin für ihr Thema: In jeder Zeile ist ihre Überzeugung spürbar, dass Leben und Tod zusammengehören und als solches wahrgenommen werden sollten. Aus dieser Liebe heraus erfüllt sie ihre Aufgabe als Bestatterin. Wer sich überlegt, diesen Beruf zu ergreifen, für den mag das Buch wirklich hilfreich sein. Aber auch für Menschen wie du und ich ist es ein Impuls, das Ende des Lebens als Teil des Lebens anzunehmen. 

Preis:24,95 €
ISBN:978-3-86321-560-6
Verlag:Mabuse-Verlag