Willkommen in 2022 - Zeit für Einzigartigkeit

  • 01. Januar 2022

Liebe Menschen wie du und ich,

wenn ich das schreibe, wird mir bewusst, dass ich in meinen Worten an euch nicht unterscheiden mag, ob ihr Freundinnen oder Freunde seid oder Menschen, die mich bisher nicht oder nur wenig kennen. Unterscheidungen führen leicht zum Gefühl des Getrenntseins – und dieses Gefühl ist mir im Jahr 2021 sehr vertraut geworden. Leider, muss ich sagen. Und doch auch Gott sei Dank, denn dadurch wurde mir klar, dass ich dieses Getrenntsein nicht unterstützen möchte. Also beginne ich mit der Anrede dieses Schreibens: Liebe Menschen wie du und ich!

Die Themen, die uns in 2021 beschäftigten – ob Pandemie, Wahlen, Flut, Gendern, Klima, Flüchtlinge und Vieles mehr – und die damit verbundenen Gespräche, Diskussionen oder Streits, haben mich mehr und mehr achten lassen auf unser Miteinander in Form von Sprache (also Worten) und Handlungen. So entstand bei mir der Eindruck, dass alle diese Themen einzeln gesehen wichtig sind, klar, aber dass es darüber hinaus einen roten Faden gibt, der sie miteinander verbindet: nämlich die Frage, wie wir miteinander umgehen, wenn wir unterschiedlicher Ansicht sind. Alle diese Themen sind Bühnen, auf denen wir spielen. Und jeder entscheidet für sich, welche Rolle (bzw. innere Haltung) er oder sie einnimmt. Manche tun dies bewusst, manche unbewusst, aber jeder tut es auf irgendeine Art und Weise.

Was verbindet uns?

  • Wir sind alle Menschen.
  • Jeder Mensch ist einzigartig.
  • Jeder Mensch trägt einen wunderbaren, schöpferischen Kern in sich.
  • Jeder Mensch hat seine Prägungen, Erfahrungen, Verletzungen, Glaubenssätze, die ihn im Außen zu dem machen, was das Umfeld wahrnehmen kann. Ob das dann der „Wahrheit“ entspricht, steht auf einem anderen Blatt, doch das ist jetzt nicht Thema.
  • Durch diese Prägungen entstehen Ansichten und Meinungen über das Leben und alles, was das Leben betrifft. Diese Ansichten MÜSSEN also individuell sein. Das geht gar nicht anders.

Trennung entsteht durch das Nicht-Akzeptieren von Individualität

Wir glauben, nur Gemeinsamkeiten, also gleiche Ansichten über das Leben und seine Details, sind gut und „richtig“. Nur gleiche Meinungen schaffen einen fruchtbaren Boden für ein friedliches Miteinander. Das hat lange funktioniert und wir haben Echokammern von Gleichgesinnten (diese Formulierung habe ich vor kurzem gelernt und ich finde sie sehr treffend) geschaffen, in denen wir uns sicher und richtig fühlten. Gleiches verbindet, Gleiches ist erstrebenswert, Gleiches bestätigt das eigene Sein und lässt es GUT sein.

Doch diese Sichtweise ist – in meinem Empfinden – alt und vor allem viel zu eng für das, was wir eigentlich sind und worum es in Zukunft gehen wird: Das Achten und Leben unserer Individualität! 

Um der Mensch zu sein, der man ist, braucht es einen Rahmen, der das möglich macht

Das geht nicht mit Gruppen von Gleichgesinnten, die das Anderssein verurteilen und damit wieder eine Trennung herbeiführen. Der einzige Weg ist die Erkenntnis, dass wir alle anders sind und damit zu einer einzigen, untrennbaren Gruppe gehören: die Gruppe der Mit-Menschen!

Ein neuer Blick auf unser Gegenüber

Ich wünsche mir, dass wir mit Interesse das Leben, Denken, Fühlen und Handeln anderer anschauen. Freude muss oder kann vielleicht nicht entstehen, weil die Ansichten zu  unterschiedlich sind. Aber das ist absolut in Ordnung! Ich kann diesen Andersdenkenden trotzdem achten, weil ich mir denken kann, wie viel Kraft es ihn oder sie gekostet hat, zu diesen Erkenntnissen zu kommen. Genau wie es mich Kraft gekostet hat, mir meine Meinung über das Leben zu bilden.

Es geht aus meiner Sicht nicht (mehr) um die Rudelbildung der Gleichgesinnten, sondern um den Respekt vor meinem Gegenüber, egal für was dieses steht. Ich muss das nicht gut finden, auch nicht unterstützen, aber den anderen in seinem Anderssein achten.

  • DAS schafft Gemeinschaft auf einem bisher nicht dagewesenen Niveau.
  • DAS verbindet, obwohl die Unterschiede nicht größer sein könnten.
  • DAS baut Brücken, die Gemeinsames ungeahnten Ausmaßes möglich machen können.

Vielleicht nennt ihr mich weltfremd, doch ich bin der festen Überzeugung, dass darin die Zukunft unserer Gesellschaft liegt. Ja gut, nicht heute oder morgen, aber übermorgen. Es kann so, wie es in 2020 und besonders in 2021 war, nicht weitergehen.

Worin liegt der Sinn?

Die, die mich kennen, wissen, dass ich in allem nach einem Sinn schaue, so natürlich auch in dieser Situation.

Für mich liegt der Sinn darin, dass wir uns als Gesellschaft bewusst und aktiv GEGEN die Trennung und FÜR ein neues Miteinander entscheiden. Dazu würde es niemals kommen, befänden wir uns nicht in einer Ausnahmesituation, die ein Position beziehen einfordert. Wir sind alle, wirklich alle betroffen und niemand kann sich stillschweigend aus der Affäre ziehen.

An diesem Punkt stehen wir nun und ich bin gespannt, was uns 2022 bringen wird.

Und ich bin zuversichtlich, dass wir mehr und mehr unsere Herzen öffnen für die Erkenntnis, dass jeder Mensch so sein darf, wie er ist: EINZIGARTIG. Und dass wir mit Interesse, oder zumindest mit Neutralität, auf diese Milliarden Einzigartigkeiten schauen und uns an der Vielfalt der Persönlichkeiten mit all ihren Gaben und Talenten und Meinungen und Gefühlen erfreuen!

Ein gemeinsames, individuelles, authentisches, zuversichtliches und fröhliches Jahr 2022 wünsche ich uns allen!

Liebe Grüße aus Mützenich

Angela

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