Seelen-Hausputz

  • 12. August 2018

Offensichtlich ist seit einigen Monaten das große Aufräumen angesagt. Nicht in der Wohnung - wobei, da kann es sich letztlich auch äußern - sondern in der Seele! Großreinemachen, bei dem wirklich alte Sachen nach oben gekramt, begutachtet und - sehr häufig - aussortiert werden.

Oft findet sich in diesem alten Gerümpel ein Teil, das sich sehr gut versteckt halten kann, so sehr, dass man meint, es sei gar nicht da. Doch das stimmt nicht! Es ist da und wartet nur darauf, gesehen zu werden: Wut! Alte Wut!
Die Wut nicht gesehen worden zu sein. Die Wut, nicht gut genug zu sein. Die Wut nicht angenommen zu sein. Es gibt viele Gründe für Wut.
Und für viele ist es schwer, diese Wut zuzulassen. Manche kennen auch die Wut auf die Wut. Denn Wut ist nicht erlaubt in unserem System.

Der Punkt ist nur: Sie muss raus! Will und muss sich Luft machen können! Denn unter der Wut steckt etwas anderes: ein tiefer Schmerz, eine tiefe Traurigkeit. 
Lässt sich die Wut nicht mehr unterdrücken (und dies scheint aktuell bei vielen Menschen der Fall zu sein), heißt das eigentlich nur eins: die Seele ist bereit, den Schmerz anzuschauen!
Dann wird die Wut nicht länger gebraucht.
Dann kann der Schmerz vergehen.

Neulich sagte eine Klientin: "Ja, aber hier in diesem schönen Raum, da darf Wut nicht sein, da passt die nicht hin!"
Doch, Wut gehört dazu, sie gehört zum Leben dazu. Sie darf nicht nur sein, sie ist sogar sehr hilfreich, denn Wut ist eine Emotion und sagt nichts anderes als: "Schau bitte mal hin, hier gibt es etwas, was dich sehr verletzt hat. Schau hin und kläre, was diese Verletzung mit dir zu tun hat. Bitte komm in Frieden mit deinem Schmerz."

In der Arbeit mit den Menschen erlebe ich, dass es sehr befreiend ist, die Wut anzunehmen. 
Ja, da ist eine Wut! Die darf sein! Das ist der erste Schritt - und der ist groß!
Danach folgt der Blick hinter die Kulissen: Was liegt unter der Wut? Welcher Schmerz? Welche Verletzung aus alter Zeit? Auch der zweite Schritt ist groß - und mutig! 
Denn erst, wenn wir den Schmerz anerkennen, kann Veränderung entstehen.

Vielleicht magst auch du deine Seele von allem befreien, was du heute nicht mehr brauchst. Der Herbst als Zeit der Reinigung ist dafür bestens geeignet. 
Übrigens: Unabhängig von der Jahreszeit geht es in der Entwicklung der Menschen jetzt darum, zur tiefen inneren Wahrheit zu gelangen. Das ist die aktuelle Zeitqualität. Da ist es nicht überraschend, dass sich gut versteckte Emotionen an die Oberfläche wagen.

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