Dankbar für gemeinsame Zeit mit erwachsenen Kindern

  • 08. März 2024

Ich bin so unendlich dankbar, dass ich gemeinsame Zeit mit meinen erwachsenen Kindern verbringen darf. Dankbar, weil das nicht immer so war. Dankbar, weil ich mir damals so sehr wünschte, es gäbe bei uns ein friedliches, freudvolles Miteinander, Zeit, die man gerne miteinander verbringt.

Natürlich gibt es Phasen, in denen die Kinder nicht wirklich Lust auf Eltern haben, das soll ja auch so sein, ist richtig und dient der Abnabelung. Aber bei uns gab es auch räumliche Trennungen aufgrund der familiären Situation. Es gab Zeiten, in denen wir uns kaum gesehen oder gesprochen haben, nicht, weil wir nicht gewollt hätten, sondern weil Entscheidungen von verschiedenen Seiten getroffen wurden, die die ganze Familie betrafen. 
Es gab Schmerz und großes Leid, auf allen Seiten. Traurigkeit, Verletztheit, Ungewissheit, wie „das wohl weitergeht“. Es gab eine Zeit, in der der Abstand gut war, und dann wiederum war er gar nicht gut.

Mir fehlte das lockere, leichte, liebevolle Miteinander sehr, aber, so sagte ich mir, ich kann es nicht erzwingen. Es ist, wie es ist.

Heute, fast 10 Jahre später, sind meine Kinder groß, gehen ihren beruflichen Weg, haben ihre eigenen Freundschaften und Beziehungen. Und: sie wohnen (wieder) fußläufig entfernt in ihren eigenen Wohnungen. Nah genug, um mal eben auf einen Kaffee vorbeizuschauen, weit genug entfernt, um sich nicht auf den Keks zu gehen oder den Eindruck von „Elternkontrollettis“ zu erwecken. 
Der Umgang ist leicht und liebevoll: „Mama, ich fahre einkaufen, brauchst du was?“ oder „Klar, nehmen wir den Hund, wenn ihr weg wollt“. Auf dem Weg von der Arbeit nach Hause rufen sie manchmal an, einfach nur um zu erzählen, was gerade so los ist bei ihnen. Manchmal hören oder sehen wir uns zwei Wochen lang nicht. An meinem Geburtstag lassen sie sich Überraschungen einfallen – so, wie wir Eltern früher für sie. Und wenn im Garten Muskeln gebraucht werden, ist immer ein Kind bereit zu helfen.

Ich bin so dankbar, dass ein Miteinander wieder möglich ist. Liebevoll im Umgang und gleichzeitig freilassend. Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können und füreinander da sind, ohne uns gegenseitig zu nahe zu sein. Sie müssen ihr eigenes Leben leben und ihre Entscheidungen treffen. Wir dürfen daran teilhaben in dem Rahmen, in dem es für sie ok ist.

Im Nachhinein wird mir klar, dass alles gut war, wie es war. Durch diese schlimme Zeit wurde mir sehr bewusst, wie wertvoll Zeit mit Menschen ist, die mir wichtig sind, besonders natürlich mit meinen Kindern, meiner Familie. Und obwohl nichts dafür sprach, dass sich die Situation bessern könnte, ist es tatsächlich so gekommen: Meine Wünsche, meine Hoffnungen haben sich erfüllt und das macht mich unendlich DANKBAR.

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