Wie entsteht Enttäuschung?

  • 18. März 2018

In den Medien hört man es rauf und runter: In der Öffentlichkeit stehende Menschen, über die Grenzen des Landes bekannt, berühmt, beliebt, bezichtigen sich selbst der Steuerhinterziehung und entthronen sich damit selbst. Oder erinnern wir uns an die Plagiatsaffairen, in denen bislang unbescholtene, prominente Bürger des Landes des geistigen Diebstahls bezichtigt werden. Die Öffentlichkeit äußert ihre Entrüstung überdeutlich. Man ist enttäuscht von diesen Menschen, denen man einst vertraute. Und diese Enttäuschung schlägt hohe Wellen.

Ich denke, dass wir gar nicht in die Prominenz des Landes schauen müssen, um Enttäuschung zu finden. Doch die wiederholten Berichte darüber machten mir klar, WIE groß das Thema in unserer Gesellschaft ist. Menschen fühlen sich enttäuscht von ihren Partnern, von ihren Kindern oder Eltern, von ihren Freunden oder Nachbarn.

Auch bei der Arbeit mit meinen Klienten erlebe ich, wie groß Enttäuschung sein kann und welche gravierenden Auswirkungen sie mitunter hat, und zwar auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene. Enttäuschung ist ein Gefühl, das die Menschen an ihrer Wurzel packt und diese wie ein Zahnarzt zieht, leider oft ohne Betäubungsmittel: das Vertrauen. Und verloren gegangenes Vertrauen ist nur schwierig wieder aufzubauen. Ein Satz eines enttäuschten Menschen ist mir in bleibender Erinnerung geblieben: "So alt, wie diese Person werden muss, um das Vertrauen, das sie in mir zerstört hat, wieder aufzubauen, kann sie gar nicht werden." Da sitzt der Schmerz tief.

Die Sichtweise der geistigen Welt

Die geistige Welt sagt mir zum Thema Enttäuschung Folgendes:

"Die Enttäuschung ist ein Phänomen, dem viele Menschen deiner Zeit entsprechen. Es resultiert aus der Tatsache, und das ist wirklich so einfach, wie es klingt, dass sie Erwartungen haben. Die Enttäuschung tritt ein in dem Moment, in dem eine Erwartung sich nicht erfüllt. Das ist das ganze Geheimnis.

Nun fragst du vielleicht, warum erwartet ihr denn? Nun, dies ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, die sich im Rahmen eurer sozialen Entwicklung gebildet hat. 
Es geht hier um Manipulation auf einer Ebene, die in einer Gemeinschaft primitiver Natur, wie ihr sie zum Beispiel bei den einfachen Völkern kennt, nicht vorkommt. Doch in eurer Struktur, in der ihr euch nicht mehr so geben könnt, wie es eure tiefste Natur vorgesehen hat, benötigt ihr andere Mechanismen, um ein Miteinander möglich zu machen. Es ist nur so, dass die Zeit, in der ihr lebt, diese Mechanismen nicht länger braucht.

Nehmen wir das Wort Erwartung doch einmal in seinem Kern: Er-wartung. Ihr wartet also auf etwas, zum Beispiel auf eine bestimmte Reaktion, auf eine bestimmte Art zu denken, zu fühlen oder zu handeln. 

Dies ist wie eine (oftmals unausgesprochene) Vorgabe, wie jemand zu sein hat. Manchmal werden Erwartungen in Gesetze oder andere Regeln gepackt. Wer gegen sie verstößt, handelt nicht konform und wird bestraft und/oder ausgegrenzt. Aber auch ohne gesetzliche Vorgaben kann man gegen Erwartungen verstoßen, z.B. in der Familie. 

Erwartungen sind formulierte oder nicht formulierte Anforderungen an andere und werden sie nicht erfüllt, hat dies Konsequenzen für beide. Der Erwartende ist üblicherweise enttäuscht, der nicht Erfüllende fühlt sich schuldig und unfrei.

Nehmen wir nun den Begriff der Enttäuschung. Hier wird jemand ent-täuscht, das heißt eine Täuschung wird aufgehoben. 

Ja, es war eine Täuschung zu erwarten, dass der andere sich so oder so verhält. Diese Erwartung wurde nicht erfüllt. Und an dieser Stelle kommt es zum Dreh- und Angelpunkt in dieser Sache: Wer sagt, dass ein Mensch einen Anspruch auf die Erfüllung einer Erwartung haben darf?

Ich bin mir bewusst, dass diese Frage provokant ist und Widerspruch hervorrufen wird. Aus meiner erweiterten Perspektive möchte ich euch jedoch sagen, dass Erwartung und die damit verbundene Enttäuschung sich gegenseitig bedingen. Die Lösung liegt im Loslassen der Erwartungshaltung. So einfach - und auch so schwierig für euch, ich bin mir dessen bewusst - ist es."

Angela: Nehmen wir als Beispiel einen Menschen, der gegen eine allgemeingültige Regel verstoßen hat. Wieso ist es denn da nicht richtig zu erwarten, dass er sich an diese Regel hält?

"Weil er ein Mensch ist (lacht verschmitzt). 

Bitte macht euch bewusst: Leben ist Entwicklung, ist Evolution. Eure Inkarnation in diesem Leben dient dazu, Erfahrungen zu machen und euch mehr und mehr zu dem zu entwickeln, was eure Seele IST. Es liegt in der Natur der Dinge, dass Erfahrungen damit verbunden sind zu erkennen, dass man einen Irrweg gegangen ist. Nur über diesen Irrweg ist ein Lernen, ein Weiterentwickeln möglich. So gesehen sind also Regelverstöße nichts anderes als Lerneinheiten."

Angela: Aber das klingt wie eine Generalabsolution für Regelverstöße!

"Mitnichten, aber es ist eine andere Sichtweise auf das, was ihr "Fehler" nennt. 

Aus unserer Sicht könnt ihr keine Fehler machen, ihr macht Erfahrungen. Wie ein kleines Kind, das laufen lernt. Es fällt hin - und steht wieder auf. Fällt hin und steht wieder auf. 
Sag mir, ist eine Mutter enttäuscht, wenn sie ihr Kind dabei beobachtet? Nein, sie ist entzückt, wie mutig ihr Kind ist, etwas Neues auszuprobieren. Und wie mutig und ausdauernd, wenn es nach dem Hinfallen wieder aufsteht. 

Weißt du, der Blick einer liebenden Mutter ist der, den wir Schutzengel und Geistführer besitzen, wenn es um unsere Schützlinge geht. Wir wissen, dass alles, was ihr tut, euren Erfahrungen dient und damit der Weiterentwicklung eurer Seele, eures Bewusstseins. Wir sehen, wenn ihr einen Irrweg geht und versuchen alles, um euch dies zu ersparen, doch manchmal ist auch ein Irrweg wichtig, weil ihr nur so aus eurer tiefsten Wahrheit sagen könnt: dies war ein Irrweg, ab jetzt wähle ich einen anderen Weg. 

Doch seid euch sicher, wir fühlen mit euch, wenn der Schmerz über einen Irrweg groß wird. Im Unterschied zu euch ist es uns möglich euer Tun urteilsfrei zu betrachten. Wir wissen, dass ihr fehlbar seid und es ist gut so, dass es so ist, denn das ist Leben, ist Entwicklung. Aus eurer menschlichen Sicht hingegen erwartet ihr von euch Perfektion, was einem Stillstand und damit dem Tod gleichkommt. So betrachtet widerspricht Perfektion dem Leben."

Angela: Also ich verstehe euch so, dass Enttäuschung die Folge einer Erwartung ist. Und dass Erwartung aber nicht angemessen ist, weil jeder Mensch auf seinem Lebensweg seine eigenen Entscheidungen treffen und damit auch Irrwege gehen darf. Doch wie kann ich denn das Gefühl der Erwartung loslassen?

"Macht euch bewusst, dass eine Erwartungshaltung wie ein Seil ist, mit dem ihr und eine andere Person verbunden seid. Dieses Seil wird von dem einen gehalten, am anderen Ende ist es an der anderen Person festgebunden. Es ist wie eine stille Übereinkunft, bei der beide wissen: der eine hält das Seil, der andere lässt es sich umbinden. 

Stelle dir vor, wie du dieses Seil aus deinen Händen gleiten lässt. Es wird die Spannung verlieren und dein Gegenüber wird sich plötzlich frei fühlen, das Seil zu lösen. Und dann betrachte diesen Menschen mit den Augen der liebenden Mutter, ein Blick ohne Urteil. 
Der Mensch, den du so betrachtest, wird dich nicht enttäuschen können, egal, welche Entscheidungen er in seinem Leben trifft. Du wirst mit ihm fühlen und verstehen, dass er seinen Weg gehen muss, mit all seinen Erfahrungen, beschützt und begleitet von seinen Engeln, und er wird seine Antworten finden. 

Lass das Seil los, entbinde den Menschen neben dir von deiner Erwartungshaltung und gib ihn frei, seine Erfahrungen machen zu dürfen. Das heißt nicht, das möchte ich betonen, dass Unrecht nicht gesehen und geahndet wird, doch auch dann finden Enttäuschung und Urteil keinen Nährboden. Es geht nicht länger um die Frage, ob du diesem Menschen noch vertrauen kannst, sondern darum, ihn in seinen Erfahrungen zu belassen und zu wissen, dass auch dir dieses Recht zusteht. 

Ja, auch dies ist wichtig zu sehen. Urteilst du über das Verhalten anderer, urteilst du gleichzeitig über dich selbst. Die Perfektion, die du von anderen erwartest, erwartest du ebenso von dir. So können dich nicht nur andere Menschen enttäuschen, sondern du wirst auch von dir enttäuscht sein. 

Erwartung ist eine Anforderung, die Enttäuschung vorprogrammiert. Lasse die Erwartung los, an dich selbst und an andere, und sowohl du als auch andere können sich aus dem Kreislauf des Verletztseins befreien. 

Statt dessen kann das schwingen, was stärkend und ermutigend auf jede Seele wirkt: Mitgefühl und Hoffnung. Das Mitgefühl, das ausdrückt, dass jede Seele in einem Entwicklungsprozess steht und die Hoffnung, dass jede Seele diesen Weg sicher und behütet gehen wird. Seid gesegnet."

Angela: Vielen lieben Dank.

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